Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry
bietet als Hörbuch zahlreiche Möglichkeiten für den Einsatz im
Ethikunterricht und kann dank der einzelnen Kapitel auch sehr gut nur
in einzelnen Episoden gehört werden, ohne den Gesamtinhalt des
Werkes kennen zu müssen. Da ich vermute, dass der Gesamtinhalt den
meisten von euch vertraut ist, konzentriere ich mich nur auf einen
möglichen Teil des Hörspiels: das Zusammentreffen zwischen Fuchs
und dem kleinen Prinzen. (hier könnt ihr reinhören, ich empfehle aber bei
Einsatz im Unterricht das Hörspiel käuflich zu erwerben, diese Fassung ist schöner aufgearbeitet.)
Der kleine Prinz ist auf der Suche nach
Freunden und trifft auf einen Fuchs. Als der kleine Prinz mit ihm
spielen will, weist der Fuchs darauf hin, dass er vorher gezähmt
werden müsse. Es wird über die Bedeutung des
'Sich-vertraut-machens' gesprochen und das Zähmen rückt in die
Mitte des Gesprächs. Freunde hat man nicht einfach, so der Fuchs, es
bedürfe an Zeit. Dies erklärt auch den Mangel der Menschen an
Freunden: Sie nehmen sich keine Zeit und Freunde könne man
schließlich nicht im Supermarkt kaufen. Essenz der Sequenz ist,
dass die Einzigartigkeit eines jeden Geschöpfes erst dann erkannt
werden kann, wenn man sich mit ihm vertraut gemacht hat. Wenn man
sich aber mit einem Geschöpf vertraut gemacht habe und es für einen
einmalig geworden sei, so trage man auch Verantwortung für es.
Nachdem sich Fuchs und Prinz vertraut gemacht haben, verrät der
Fuchs ein Geheimnis:
"Es
ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche
ist für die Augen unsichtbar. [...]Die
Menschen haben diese Wahrheit vergessen. Aber du darfst sie nicht
vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir
vertraut gemacht hast."
Gerade
dieser Abschnitt biete sich in der Grundschule in der 3. Klasse im Lernbereich
2: Miteinander an,
um darüber ins Gespräch zu kommen, wie man Freunde findet, wie man
Freundschaften pflegt und welche Rolle Vertrauen und Verantwortung
spielt. Wer aber tiefer in das Thema gehen möchte, sollte sich
nicht scheuen, auch mit älteren Schülern an Themen der Erzählung
zu arbeiten.
Man läuft schnell Gefahr, den kleinen
Prinzen von Saint- Exúpery nur zu konsumieren, ohne ihn zu
verarbeitet. Aber es handelt sich keinesfalls nur um ein Kinderbuch, wenngleich die Sprache es vermuten lässt. Auch ich habe immer noch viele
unbeantwortete Fragen. Von großem Interesse für die erwachsenen
Hörer möchte ich noch Drewermann empfehlen, der sich der Erzählung
tiefenpsychologisch annähert und dabei äußerst interessante
Lesarten und Perspektiven eröffnet. (Beispielsweise die ödipale
Beziehung zwischen der Rose und dem Prinzen. Dies geht für den
Unterricht aber sicherlich einen Schritt zu weit.)
Was denkt ihr, für welche Altersgruppen sich das Hörbuch anbietet?
Und könntet ihr euch vorstellen, dass auch ältere Schüler genügend Offenheit für dieses vermeintliche Kinderbuch hätten?
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