Sonntag, 30. November 2014

Mit McDonald's reflektieren

Wenn es eine Sache gibt, an der es im Ethikunterricht mangelt, dann ist es wohl Zeit. Zeit um MMORPG zu spielen, Zeit um ausreichend über social media zu reflektieren und eigentlich so ziemlich alle wichtigen Gegebenheiten zu klären, die 'in wichtigeren Fächern einfach keinen Platz haben, weil man da ja auch was schaffen muss'. Ethikunterricht findet 45 min pro Woche statt. Irgendwo müssen Abstriche gemacht werden, das ist allen klar. Aber bitte nicht beim Spielen. Ich liebe Spiele, die Schüler lieben Spiele. Ich möchte euch gern ein Spiel zeigen, welches ich mir gut im Ethikunterricht vorstellen kann, ohne dass es unheimlich viel Zeit frisst und erst in der Reflexion über das Spiel Lerneffekte erzielt werden können.

Das McDonald's Video Game ist schülerfreundlich (deutsche Sprache, keine lange Spielanleitung, hübsche Optik) und von äußerst geistreichen und witzigen Menschen gemacht. Man könnte nämlich fast Mitleid mit einem Großkonzern wie McDonald's haben: Hinter jedem Burger stehen so komplexe Prozesse, die es zu überwachen gilt. Es müssen global verteilte Produktionsstätten überwacht werden, seien es der Landwirtschaftsbereich, die Maststätten, Schlachtung, Fast Food Filialen rund um die Welt und natürlich das Hauptquartier, welches Kampagnen zur gesundheitsförderlichen Wirkung der Schlemmereien erlässt, um den klagenden Müttern fetter Kinder Kontra zu geben. Entscheidungen sind in rasender Geschwindigkeit zu treffen und eins ist sicher: Wenn man sich gegen die Ausbeutung der Mitarbeiter entscheidet, keine Tierabfälle an die Rinder verfüttert und nur 2 anstelle von 4 Rindern auf ein kleines Feld in Südamerika stellt, dann geht der Konzern ziemlich schnell Bankrott.

Allgemein 'stirbt' man ziemlich schnell, wenn man seine Handlungen auf eine 'verantwortungsvolle Weise' gegenüber Natur, Tier und Mensch anlegt. Aber genau das ist der Ansatzpunkt. Das Spiel lässt erfahrbar werden, was der Preis unseres Konsums ist, der unseren aktuellen Lebensstil aufrechterhält. Das Spiel bietet meiner Meinung nach eine gute Einstiegsmöglichkeit in Themen wie Nachhaltigkeit, Konsum und Verantwortung.Versucht doch mal eine Weile zu überleben und sagt, was ihr davon haltet. Könntet ihr euch vorstellen, das Spiel im Ethikunterricht zu spielen? Und wenn nicht, warum nicht? Seht ihr vielleicht noch andere Themengebiete, in welche das Spiel eingebettet werden könnte?

Viel Spaß und einen wunderschönen verspielten 1. Advent.




4 Kommentare:

  1. Hallo Moosplantage,
    ich hatte mich auch kurz an dem Spiel versucht und hab trotz einiger Versuche den Konzern in den Ruin getrieben. Es ist gar nicht so einfach, alles am Laufen zu halten, aber es wurde ziemlich schnell klar, dass verantwortungsvolles Handeln nicht berücksichtigt werden kann, wenn man ständig gegen die roten Zahlen auf dem Konto ankämpft und jeder irgendetwas von einem will. Genau deswegen finde ich deine Idee super, das Spiel auch im Ethikunterricht zu verwenden, um die Themen Nachhaltigkeit, Konsum und Verantwortung zu thematisieren. Man könnte einen Wettbewerb daraus machen: Wer schafft es unter den SuS am längsten am Leben zu bleiben? Das würde sicherlich den Ehrgeiz in den Schülern wecken, um jeden Preis zu gewinnen. Anschließend könnte dann diskutiert werden, welche Entscheidungen für den Erfolg getroffen werden mussten und ob diese ethisch vertretbar sind. Ich denke, dass sich ziemlich viele Problemstellungen aus dem Spiel ableiten lassen, welche super in die genannten Themengebiete passen. Danke für die Idee! :)

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  2. Klasse Spiel – kurzweilig und liebevoll gestaltet.
    Mit Hormonen für das Vieh und Druck auf das Personal wird es schon!

    Eine Möglichkeit für den Unterricht wäre eine Gruppenarbeit mit verschiedenen Perspektiven - Lebewesen oder Gewinne schützen / Mitleidsethik versus ökonomisches Nutzenprinzip / Tiefenökologen versus Turbo-Kapitalisten.
    Die SuS können Möglichkeiten der Gewinnmaximierung mit all den dargestellten Vor- und Nachteilen aufzeigen. Gibt es Alternativen? Handeln weltweit erfolgreiche Firmen nur mit utilitaristischen Werten und würden sonst scheitern? Die Gruppen können dann ihre Erlebnisse in den obengenannten Rollen sammeln und schildern.
    Die Gefahr ist jedoch, dass man nur mit all den Schlechtigkeiten im Spiel Erfolge feiern kann und Alternativen vernachlässigt werden. Eine Darstellung nachhaltiger Lebensmittelproduktion sollte man so gegenüberstellen – es geht ja auch anders. http://www.bioeinkauf-sachsen.de/direktvermarkter.html

    Ein weiteres Spiel mit Nahrung als Thema, speziell in der dritten Welt: http://www.learn4good.com/games/simulation/reallifeonline.htm Leider ist es viel zu einfach Erfolg zu haben. Die Seite Learn4good beinhaltet aber noch mehr.

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  3. Hallo Moosplantage,
    ich finde deine Idee und das McDonalds Video Game super. Ich habe das Spiel ausprobiert und denke es lässt sich sehr gut im Unterricht einsetzen. Nachdem die Schüler gespielt haben müsste man zunächst auswerten, warum einige relativ schnell „game over“ waren und andere lange überleben konnten und was man dafür tun muss. Anschließend könnte das Spiel ein Anlass sein, um über die bereits von dir genannten Themen zu sprechen oder ergänzend auch über das Gewissen als Instanz der Einhaltung von Werten und Normen und die Gewissensmodelle von Freud und Kant könnten anhand dieses Beispiels erläutert werden.

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  4. Hallo Moosplantage,

    ich finde die Idee von Mc Donald's erstmal nicht schlecht auf die Probleme des nachhaltigen Wirtschaftens hinzuweisen. Auf der anderen Seite sollte man aber sehr vorsichtig und kritisch bleiben. Sollte demnächst ein Dealer an der Ecke Flyer verteilen um über die "Folgen des Drogenkonsums" aufzuklären, würde man auch erstmal kritisch rangehen. Was ich damit sagen will: die in dem Spiel abgebildeten Kreisläufe sind vereinfacht und stark reduziert. Ich sehe z.B. keine staatlichen Subventionen oder Tierschützer vor der Tür. Natürlich ist es wichtig sich darüber klar zu sein das nachhaltiges Wirtschaften teurer ist als rigoros alles auszubeuten. Aber warum ist das so? Naja in erster Linie, weil es immer ein Unternehmen gibt was nicht auf Nachhaltigkeit setzt, dadurch billiger ist und mehr Konsumenten anlockt. So ein Unternehmen war Mc Donald's auch mal. Aber ich schweife ab.

    Eine letzte Frage! Wurde in dem Spiel aufgeklärt warum ein Cheeseburger (Fleisch, Salat, Käse, Brötchen) billiger ist als ein César-Salat (Salat, Dressing)?

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